Ein Baby will getragen sein – warum?
Früher im Biologieunterricht lernten wir, dass Säugetiere in zwei große Gruppen unterteilt werden können: Nesthocker und Nestflüchter. Eine Frage, die damals nicht aufkam: in welche dieser Gruppen passt eigentlich der Mensch? Was hätten wir wohl zur Antwort bekommen? Schauen wir uns beide Gruppen einmal genauer an.
Was macht den Nesthocker aus? Allem voran: er wird blind und taub geboren. Die Mutter geht schon kurz nach der Geburt auf Futtersuche und verlässt dafür das Nest. Das Junge bleibt wo es ist und gibt keinen Laut von sich. Es weiß instinktiv, dass Fressfeinde kommen und es holen, wenn es sich bemerkbar macht. Wie würde das beim Menschen aussehen? Babys würden mit geschlossenen Augen und Gehörgängen geboren, die Mutter könnte es in die Wiege legen und einkaufen fahren, ohne dass das Kleine sich bemerkbar machen würde.
Seltsame Vorstellung? Stimmt. Ein Nesthocker kann der Mensch also nicht sein. Dann eben ein Nestflüchter. Muss ja, denn mehr Gruppen haben wir nicht kennen gelernt.
Was also macht den Nestflüchter besonders? Das Junge kann bei seiner Geburt hören und sehen außerdem kann es kurz nach der Geburt auf seinen Beinen stehen und folgt seiner Mutter überall hin. Verliert es seine Mutter aus den Augen ruft es solange, bis sie zurückkommt. Ein Mensch weint definitiv, wenn Mama weg ist. Allerdings müsste ein Baby noch im Kreissaal aufstehen können, die Mutter nähme es an die Hand und beide verlassen gemeinsam das Krankenhaus. Das passt ja noch weniger.
Aber was ist denn nun der Mensch?
Schon 1970 prägte Bernhard Hassenstein, ein deutscher Verhaltensbiologe und Professor für Zoologie, den Begriff des Traglings. Damals stellte er fest, dass es Säugetiere gibt, die sich keiner der bisher bekannten Klassen zuordnen lassen. So zum Beispiel der Koala, das Känguru und unsere nächsten Verwandten, die Affen. Doch noch immer gibt es einen großen Unterschied zwischen diesen Tieren und uns Menschen: Koala und Känguru haben Beutel, in die das Junge klettern kann, so tun es passive Traglinge. Affen können sich, wie auch größere Koalajungen, am Fell der Mutter festkrallen, sie sind deswegen aktive Traglinge. Keins von beidem passt auf den Menschen. Und das verdanken wir der Evolution, die der Meinung war, dass der Mensch keine Körperbehaarung braucht. Danke Evolution!
Trotz dieser Entwicklung gehören Menschen noch heute in die Klasse der Traglinge. Dies wird vor allem deutlich, wenn man sich die Reflexe eines Menschenjungen ansieht: nimmt man ein Baby hoch winkelt es instinktiv die Beine an, die Knie sind auf Höhe des Bauchnabels. Diese Haltung nennt man Anhock-Spreizhaltung und sie ist ideal damit ein Baby auf der Hüfte oder ein Affenjunges auf dem Rücken der Mutter getragen werden kann. Daneben gibt es den sog. Moro-Reflex. Wird ein Baby ruckartig nach hinten bewegt, steckt es die Arme aus, öffnet die Hände und macht anschließend eine Faust und zieht die Arme an. Ein Relikt des aktiven Traglings, der sich so an der Mutter festklammert, wenn er droht zu fallen.
Damit wäre es also Klar: der Mensch ist ein Tragling! Da uns die Evolution aber, wie bereits erwähnt, in diesem Fall nicht besonders wohlgesonnen war, müssen wir Menschen nachhelfen. Das können wir am Besten, indem wir unsere Kinder an uns festbinden. Genau zu diesem Zweck wurden Tragetücher und Tragehilfen entwickelt. Dank dieser können wir unsere Babys sein lassen, was sie sind: Traglinge.
Ende.
Die Tätigkeiten einer Trageberaterin
Ende also. Oder doch nicht? Gebt einer Mutter oder einem Vater mit chronisch unzufriedenem Neugeborenen einen 5 Meter langen Schal und sagt: „Du weißt ja, wie es funktioniert.“
Mit absoluter Sicherheit weinen Mama oder Papa nach einiger Zeit genauso herzzerreißend, wie das Kleine. Denn es ist wie mit allem im Leben: am Anfang steht das Lernen.
Genau dabei möchte ich euch begleiten. Ich zeige euch, leite euch an und helfe euch, es selbst zu können. Dabei habe ich etwas, dass euch eine Videoanleitung nicht bieten kann: ich sehe und höre! Ihr könnt mir jederzeit eure Fragen stellen, Bilder schicken, wenn es Probleme gibt und mich kontaktieren wenn sich die Trageinteressen ändern.
Meine Arbeit
Was erwartet euch, wenn ihr Kontakt mit mir aufnehmt?
Zunächst brauche ein paar Eckdaten: Wie alt ist das Kind? Habt ihr schon Trageerfahrung und vielleicht sogar schon Tragesysteme zuhause? Wer möchte alles tragen?
Selbstverständlich müsst auch ihr einige Dinge erfahren, z.B. dass ich meine Ausbildung noch nicht abgeschlossen habe oder dass ich bei besonderen Situationen noch nicht beraten kann, weil mir bisher die Ausbildung fehlt (z.B. bei Hüftdisplasie oder Frühchen). Was ich euch alles vorführen kann findet ihr hier unter dem Punkt Beratungssortiment. Daraus sucht ihr euch ein paar Dinge aus, die euch sympathisch erscheinen. Die bringe ich dann zum Termin, bei euch zuhause, mit, zusammen mit meiner Tragepuppe.
Etwas Theorie gehört dazu: ich erkläre euch grundlegendes über das Tragen, worauf es zu achten gilt, was no-gos sind. Dann führe ich euch vor, was ihr gerne kennen lernen möchtet, anschließend dürft ihr mit meiner Puppe üben und fühlen, was euch am besten gefällt. Gegen Ende unseres Termins kommt natürlich auch euer Baby an die Reihe. Je nach Alter und momentaner Laune des Babys könnt ihr ein oder mehrere Systeme "am lebenden Objekt" testen.
Was ist das richtige für euch? Wollt ihr vielleicht doch noch etwas anderes probieren? Habt ihr euch für eine Tragehilfe entschieden bin ich selbstverständlich für euch da, wenn ihr Hilfe beim richtigen Einstellen braucht.
Nach unserem Termin könnt ihr mir jederzeit Fragen stellen oder mich um Hilfe bitten, wenn Probleme auftauchen oder ihr etwas ganz neues probieren möchtet.